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Beschreibung des Dorfes Jokes (Jakubov) mit Einschichten Olschnitz und Säuerlingmühle

West Böhmen, Bezirk St. Joachimsthal (Jachymov)
ab 1960: okres Karlovy Vary (Bezirk Karlsbad) im Zapadocesky kraj (Westböhm. Kreis))

FOKO-Kennziffer: w62245, Koordinaten: Breite: 50.3167, DMS: 50o 19´ 0N, Länge: 13.0333, DMS: 13o 1´ 60E, Höhe: 560m

Verzeichnis:
Allgemeines, Geschichte
Schule
Kirche
Anzahl Einwohner und Häuser
Familiennamen, Häuserlisten
Literatur, berühmte Personen

Allgemeines, Geschichte

Jokes liegt 11 km südöstlich von St. Joachimsthal und 22 km nordöstlich von Karlsbad. Als einzige Gemeinde des Bezirks St. Joachimsthal liegt das Gemeindegebiet ganz am rechten Ufer des Flußes Eger. Zum Dorf Jokes gehörten die Einschichten Olschnitz (Ölsnitz, Elschnitz) und die Säuerlingmühle. Letzte Post und nächste Eisenbahnstation: Wickwitz.
Die s.g. Säuerlingmühle lag 1/2 Std. östlich zwischen Petersdorf und Totzau, dicht an der Grenze zu Bezirk Kaaden; sie besaß einen Sauerbrunnen. Die Mühle ist 1924 abgebrannt, die Säuerling-Quelle übernahm 1905 Heinrich Mattoni AG ("Apolloquelle") (zu Mattoni siehe nähere Angaben bei Gießhübel-Sauerbrunn). Das Haus ist nach 1945 abgerissen worden.
Die Einschicht Olschnitz (Ölsnitz, früher "In der Lesnitz"), Landwirtschaft am Ortsrand von Totzau, an der Grenze zu Bezirk Kaaden, Haus nach 1945 abgerissen.

Die Bewohner ernährten sich mehrheitlich von Landwirtschaft und Obstanbau, ab 1895 arbeiteten viele in der Porzellanfabrik.

Jokes wird erstmals im Jahre 1141 genannt und ist eine Gründung des Doxaner Prämonstratenser-Nonnenklosters. 1336-1848 gehörte es zu Herrschaft Hauenstein. Es werden 24 Besitzer der Herrschaft Hauenstein genannt, darunter ab 1664, nach der Vereinigung mit der Herrschaft Schlackenwerth, der Herzog von Sachsen-Lauenberg und 1689-1797 die Markgrafen von Baden. 1839-1848 waren Eigentümer der Herrschaft Hauenstein die Grafen von Buquoy (das Schloß Hauenstein gehörte den Grafen von Buquoy bis 1945).
In "Topographie des Königreichs Böhmen", 1785, wird Jokes unter der Majoratsherrschaft Schlackenwerth erwähnt: "12) Jokes und 13) Elsnitz mit 14) Säulingmühle sämmtlich von 55 N. und 15) Wickwitz, diese Dörfer werden durch den Fluß Eger von einander geschieden, und haben überaus fruchtbare Felder, Fluren, und Gärten. Von Jokes kann man mit allem Recht behaupten, daß dieses ganze Dorf im Sommer einem Garten gleich sehe, da man der schattichten Bäume wegen kaum ein Haus eher zu sehen bekommt, bis man im Orte selbst ist"...
In "Das Königreich Böhmen, Elbogener Kreis", 1847, wird Jokes unter der Herrschaft Hauenstein erwähnt: "8) Jokes, Dorf von 57 H. mit 375 E., liegt über 1 St. südlich von Hauenstein im Thale an der rechten Seite der Eger, längs einem kleinem Bache; hier ist 1 Schulgehilgestation. Die Einwohner nähren sich von Feldbau und Obstbau. Dazu gehört die sogenannte Säuerlingsmühle, 1/2 St. östlich zwischen Petersdorf und Totzau gelegen, bei welcher ein Sauerbrunnen."
(siehe auch Literaturangaben - Ortslexika).

In Jokes war die bedeutende Porzellanfabrik Fa. Menzl angesiedelt. Die Porzellanfabrik wurde 1946 enteignet, war bis vor kurzem noch in Betrieb und vertrieb Produkte unter der Marke "JoMe" - Josef Menzl.
Außerdem gab es 1 Mühle am Fluß Eger (Hanl-Mühle) und 3 Ziegeleien.

Patenstadt von Jokes (und Wickwitz) ist die hessische Stadt Pfungstadt, Rathaus, D-64319 Pfungstadt. Im Museum der Stadt Pfungstadt, Borngasse, in der Egerländer Heimatstube befinden sich auch Andenken, Bücher und Dokumente zu Jokes.


Schule

Die Kinder von Jokes mußten bis 1828 zur Schule nach Welchau gehen, erst ab diesem Jahr gab es einen Schulgehilfen und seit 1833 den geprüften Lehrer Johann Klemm der Schulgehilfestation Jokes unter der Pfarrschule Welchau. Seit 1852 besaß Jokes eine eigene Schule, zuvor wurde der Unterricht in einer "Wanderschule" erteilt, d.h. alle 8 Tage wurde in einem anderen Bauernhause unterrichtet. Nach dem neuen Volksschulgesetz von 1869 wurde die Schulexpositur Jokes zu einer selbständigen einklassigen Volksschule erhoben. 1897 wurde die Schule in eine zweiklassige Volksschule umgewandelt und im gleichen Jahr wurde ein neues größeres Schulgebäude erbaut. Die Schule besuchten damals 113 Kinder.
Oberlehrer an der Schule in Jokes waren: Johann Klemm (1833-1877), Oswald Eberle (1889-1901), Robert Kraus (1901-1924), Josef Zapf (1925-1934) und Josef Lang (1935-1945).
Die Ortsteile Olschnitz und Säuerlingmühle waren nach Totzau (Tocov), Ger.-Bezirk Duppau (Doupov) eingeschult.

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Kirche

Jokes besaß keine eigene Kirche, es war nach Welchau (Velichov), Bez. Karlsbad, eingepfarrt. Zur Kirche nach Welchau hatten die Bewohner einen Weg von 5 km zurückzulegen. Die alten Kirchenbücher der Pfarrei Welchau befinden sich im Staatlichen Bezirksarchiv in Pilsen, siehe Kirchenbuchverzeichnis des Pfarrsprengels Welchau (ab 1667).
Die Ortsteile Olschnitz und Säuerlingmühle waren nach Totzau (Tocov), Ger.-Bezirk Duppau (Doupov), eingepfarrt.

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Anzahl Einwohner und Häuser:

1778: 55 Häuser mit 398 deutschen Einwohnern, davon 11 Bauern, 24 Häusler, 13 Handroboter, 11 Verschiedene.
1842: 57 Häuser mit ca. 420 Einwohnern, davon 13 Bauern, 30 Häusler, 12 Handroboter, 2 Verschiedene.
1890: 67 Häuser mit 492 Einwohnern, alle katholisch, alle mit deutscher Umgangssprache; 8.93 qkm.
1913: 88 Häuser mit 656 Einwohnern, davon 655 mit deutscher Umgangssprache.
1921: 718 Ew., Nationalitätscharakter der Gemeinde: deutsch.
1930: 114 Häuser, 754 Ew. davon 753 deutsche und 1 Slowake.
Nach der Vertreibung der über 600 deutschen Einwohner 1945/47 wurde Jokes neu besiedelt; 1995 lebten dort 143 Tschechen, 28 Slowaken und 3 Deutsche. Seit 1961 ist Jakubov (Jokes) nach Vojkovice (=Wickwitz) eingemeindet.

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Familiennamen:

In der "Dorfgeschichte von Jokes" (siehe Literaturangaben) sind Häuserlisten mit Bewohnen aus verschiedenen Jahren aufgeführt. In der "Jokeser Heimatchronik" hat der Oberlehrer Robert Kraus eine "Hausgeschichte" der Häuser 1-118 von allen Hausbesitzern von der ersten urkundlichen Erwähnung bis 1939 zusammengestellt. Außerdem wird in der Häuserliste von 1945 noch angegeben: Haus nach 1945-1995 abgerissen, der Hausname, Bewohner (Name und Mädchenname der Frau), event. Mieter,u.a. angegeben. Als Beispiel führen wir Haus Nr.2 an:
#2, Hausname: "Beim Engelbert", "Gasthaus zur Heimat", Hausbesitzer ab 1933: Eberle Wenzl (genannt Paul Wenzl), aus Hausnummer in Jokes: 43, verheiratet mit Olga geb. Koperer aus Haus-Nr. 48, 1. Urkunde im Jahr 1655: Besitzer Mathes Guth, 1917: Besitzer Engelbert Förster. Mieter: Förster Franz (Drogist und Kaufmann), Glaser Anton (Porzellanmaler), Grimm Adolf, jeweils mit Ehefrau und Kindern.

Häufigste Familiennamen in Jokes: Bartl, Benz, Binder, Brumeisl, Eberle, Egert, Eisenkolb, Feigl, Förster, Girschick, Glaser, Göhler, Göschka, Grimm, Grund, Grundl, Häckl, Hammer, Hanl (Mühle direkt an der Eger), Hauptlorenz, Herzer, Himmel, Höll, Hüttl, Koperer, Korb, Körner, Kreißl, Lang, Langhof, Lorenz, Maier, Mayer, Menzl, Palzer, Reim, Sacher, Schmidt, Schneider, Schösser, Schubert, Siegl, Tilzk, Trux, Weber, Wirkner, Zapf, Zimmermann, Zörkler.
Säuerlingmühle, Wohnhaus Nr.85: 1933 übernahm die Mühle mit Landwirtschaft Viktor Leger. Ölsnitz: Glatz, Isidor, Haus Nr.55.

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Literatur

Der Maler Werner Reinisch wurde am 16.Dezember 1930 in Jokes geboren. Eine Ausstellung mit seinen Werken war in München bis 9.Oktober 2009 im Foyer des Beyerischen Verwaltungsgerichts, Bayerstr.30, zu sehen. Ein Artikel zum Künstler und seiner Ausstellung war in Sudetendeutschen Zeitung am 21.8.2009 veröffentlicht. Pressemitteilung, August 2012: "Buchwerk des Künstlers Werner Reinisch" von Prof. Dr. Andreas Kühne. Zu beziehen von Werner-Reinisch-Institut, Siegsdorfer Str.15, 81825 München, email: info@w-r-i.de, www.w-r-i.de.

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[Seitenanfang] [Bez. St. Joachimstahl: Gemeinde Jokes]

Webseite erstellt von Frau D. Selig, VSFF-Forschungsgruppe St. Joachimsthal, unter Mitwirkung von Herrn Oskar Girschick.
Quelle: Girschick, Oskar: Dorfgeschichte von Jokes im Egerland.
Letzte Änderung: 21.8.2009 (ds)
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